Dienstag, 24. Juli 2012

Die Eurokrise in Japan / Biwa-See

... betrifft mich wahrscheinlich mehr als euch daheim. Ganz einfach weil der Umrechnungskurs von Euro in Yen mit jedem Staat der Hilfe beantragt und jedem Moody's Urteil für Deutschland einen Absacker nach unten macht. Zwischenzeitlich habe ich mal wieder 110 Yen für einen Euro bekommen. Mittlerweile sind es knapp 92 Yen. Mehr als 10% Verlust, rechnet euch selber aus was das für größere Summen bedeutet.

Gut, so gigantisch sind meine Summen hier auch nicht, aber ich habe für die Semesterferien die nächste Woche beginnen ein wenig Reisegeld gespart. In Euro. Sind immerhin knapp 500 Euro zusammengekommen und die wollte ich jetzt mit Reisen auf den Putz hauen. Tja, mittlerweile sind es schon 50 Euro weniger geworden Dank der Wechselkurse.

Aber seis drum, ändern kann ich daran leider gar nichts und ich bin immer noch sehr gesegnet mit einem kleinen Stipendium und das bekomme ich ja in Yen und es reicht knapp um meine grundsätzlichen Miet- und Nebenkosten zu decken. Immerhin dieser Betrag ist von Kursschwankungen nicht betroffen. Um das Ganze zu kompensieren musste ich die Reisepläne aber ein wenig verändern. Angefangen habe ich diese Woche mit meiner großen Rundfahrt um den Biwa-See. Die ist immer noch groß gewesen, aber kürzer als geplant, was mir Kosten für Übernachtung und Verpflegung gespart hat.

War aber eher eine spontane Entscheidung, also keine Geizkalkulation sondern pures "Gelegenheit-am-Schopfe-packen".....

Um genau zu sein: ich bin 190km um Japans größten See geradelt. Am Stück mit kurzen Pausen, in insgesamt 14 Stunden. Das Gefühl des Triumphes danach war ungefähr genauso groß wie die einsetzende Wahrnehmung der Schmerzen am ganzen Körper, vornehmlich an Hintern, Rücken, Knien und dem Sonnenbrand überall. Aber es war gut, eine super Erfahrung und der Biwa-See ist teilweise einfach atemberaubend schön. Hier erstmal eine Karte meiner Tour, wie sie am Ende ausgefallen ist, zur Orientierung beschriftet von mir mit meinem unglaublichen Talent für Grafikprogramme:




Losgefahren bin ich gegen 3:45, aber danach bin ich in Yamashina erstmal zum Nakau und habe Gyûdon gefrühstückt um mich zu stärken für das was da komme. Es war stockduster, aber in Ôtsu angekommen ging schon langsam die Sonne auf. Hätte man sie denn gesehen wäre das sicher beindruckend gewesen.


 

Weiter ging es nach Katata, vorbei an einem seltsamen Dorf mit lauter zwielichtigen Etablissements deren Straßen so vielversprechende Namen wie "Seidenstraße" und "Golden Gate" trugen.


Willkommen in Mordor!



Die erste Pausenstation zum Frühstück einnehmen war Ômi-Maiko, einer der beliebtesten Strände am See. Ja. Der See hat Strände. Es war mittlerweile 9 Uhr und ich hab mich wenig vergnügt über meine Flauschsemmeln mit integrierten Würstchen hergemacht. War kein so guter Kauf, aber wohl ganz nahrhaft.




Weiter ging es vorbei an Takashima, dort gab es aber nicht viel zu sehen. Wahrscheinlich weil ich mich törichterweise entschied, die Halbinsel zu durchfahren, anstatt die Seeroute direkt zu nehmen. Seis drum, es sparte einiges an Kilometern und den See würde ich ja noch genug sehen. Kurz vor Makino gab es nochmal einen netten Abschnitt an dem ich gerastet habe und auch ein Tempel mit Wassertorii war zu bestaunen.



 Nach Makino wurde es dann... bergig. Nach einer kurzen Rast mit einem letzten Blick auf den See ging es über Berge, durch Tunnel und vorbei an einigen ziemlich hübschen Gegenden. Nachdem die Berge geschafft und der See wieder zu sehen war, kam dann der landschaftlich hübscheste Teil der mit wilder Sumpflandschaft und einigem Getier aufwarten konnte.








Und für die Liebhaber von Achtbeinern....


Dann endlich in Nagahama angekommen! Mein Plan war, hier zu übernachten, aber es war erst 12:00 Uhr? Also zum Konbini, Mittagessen gekauft und am Schloss gegessen. Mittlerweile wurde mir klar, dass ich es vielleicht noch am selben Tag nach Hause schaffen könnte und das trieb mich dann doch etwas an.







 Nach Nagahama  kam ich in Hikone vorbei, dort hab ich jedoch keine Fotos gemacht, gab es ja alles schon zu sehen hier im Blog. Bei Ômi-Hachiman gab es vor allem einen Gebirgszug zu umfahren weil ich irgendwie die Küstenstraße verpasst habe die eher einem Feldweg ähnelte, das hat einige Kilometer draufgeschaufelt. Nach einer gefühlten Ewigkeit und realen 2-3 Stunden über Landstraßen durch Reisfelder an Moriyama vorbei und immer von einem Konbini zum nächsten um Wasser aufzustocken war ich dann endlich im etwas urbaneren Kusatsu.


Kusatsu ist ganz nett, viel Seepromenade, einiges an Parks, Campingplätzen und Badestränden direkt am See und natürlich Shopping Malls. Für einen warmen Sommertag kann man das sicher empfehlen.





Im letzten Bild sieht man übrigens Hiei-san, den höchsten Berg um Kyôto. Von dieser Seite sieht man ihn nicht all zu oft... Und hier sieht man am anderen Ufer auch schon Ôtsu und mir wurde das erstmal bewusst: wow! Ich habs geschafft. An einem Tag.


Und in Ôtsu wird man als Deutscher ja sowieso heimisch begrüßt....


Am Ende war ich total erschöpft, mir tat alles weh und ich hatte einen Sonnenbrand erster Klasse weil selbst die Sonnencreme nichts mehr ausrichten kann wenn man durch Reisfelder radelt. Das Foto ist aus Kusatsu, also noch gut ein Stück von zu Hause entfernt, aber man sieht mir wohl an, dass es kein Spaziergang war. Aber lohnenswert, definitiv. Nachamer, traut euch!



Sayonara fürs Erste!!