Freitag, 11. Mai 2012

Diverses

Guten Morgen! Ich glaube ich hab ein wenig Heimweh. Ganz simpel ausgedrückt, ich habe versucht das jetzt eine Weile zu ignorieren, aber mir geht hier momentan so viel auf die Nerven und ich male mir immer aus wie viel besser es wäre jetzt daheim mein Studium regulär fortzusetzen. Aber halt, so schlimm ist es eigentlich gar nicht. In den letzten 2 Wochen hatte ich mein erstes richtiges Launetief hier in Japan und so war ganz plötzlich alles ganz schlecht. Auslöser war die Kinderkacke die mir erneut entgegen geflogen kam als ich einem Club beitreten wollte. Nach anfänglichem Ja, ein wenig hin und her und einer Absage nachdem ich mir Equipement dafür gekauft habe, stellte sich dann heraus, dass die Verantwortlichen dort keine Eier und extreme Ausprägungen von Minderwertigkeitskomplexen haben wenn jemand auftaucht der mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als sie selbe. Naja, am Ende der Golden Week habe ich dann versucht gegen das Gegrumel anzugehen indem ich was unternehme, und es hat ganz gut geklappt. Es gibt noch eine Menge Dinge die ich hier tun will bevor ich nach Hause komme. Aber: darauf freue ich mich gerade trotzdem ganz erheblich.

Übrigens, während meine Kollegas sich das frittierte Allerlei und die Melonenbrote reinziehen und sich dabei wundern, dass sie mittlerweile ausehen wie Godzilla auf Zerstörungstour, habe ich nach und nach doch noch gesunde Aspekte der gar nicht so gesunden japansichen Küche entdeckt. Es gibt hier z.b. Tofustücken, 330g für nur 25ct, die angebraten und mit Soyasoße überraschend gut schmecken. Dazu habe ich mittlerweile die Dünstfunktion meines Reiskochers an diversen Gemüse ausprobiert - vor allem Brokkoli und Karotten mit Goma-Soße sind ebenfalls überraschend lecker. Außerdem werden leckere Obstsorten gerade saubillig. Saisonobst wie Orangen sind spottbillig zu bekommen. Nur die Melonen, die kosten noch 35 Euro (!) pro Stück. ;-)

In letzter Zeit bin ich auch wieder öfter mit der kleinen Kamera unterwegs und ärgere mich darüber, dass Instagram sich so verbreitet. Diese schwarzen Ränder auf kontrastverringerten Bildern macht mich gerade total wahnsinnig. Dazu, auf der anderen Seite, die ganzen Experten, die sich jetzt für Überfotografen halten, nur weil sie mit einer Spiegelreflex nach Japan eingereist sind. Ich bin selber ziemlich unbegabt was Fotos angeht, aber wieso zerstört jeder seine Fotos mit einem Kontrast des Wahnsinns der Munchs "Schrei" wie ein Partybild aussehen lässt? Da werden Himmel knallblau, Kirschblüten alle rosa wie Putenfleisch und wenn mal die Lichtverhältnisse nicht 100% stimmen, wird sowieso alles grieselig, weil von Belichtung, Blende und Iso hat man sowieso noch nie gehört. Wie gesagt, ich kenn mich damit selber nicht aus. Aber ich nenne mich auch nicht "Fotograf"...

Aber wie gesagt, solches Gemotze wie dort oben fällt einem dann ein, wenn man schlecht gelaunt ist. Also, zurück zu den handfesten Dingen. Die Golden Week ist eine Aneinanderreihung von Feiertagen, von denen man mir gesagt hat, so gut wie jeder Japaner hätte an ihnen frei. War natürlich eine Lüge. Elitestudenten an der Kyoto Uni mussten natürlich in Vorlesungen und auch der gesamte Einzelhandel war mit Verstärkung aufgestellt. Trotzdem war die Stadt so voll, dass ich lieber in Yamashina geblieben bin statt reinzufahren. Nicht einmal einen Parkplatz im Gamecenter habe ich noch bekommen. Außerdem war das Wetter ziemlich dürftig. Mitte der Woche bin ich in meiner Freistunde in der Mittagspause mal den Fluss nach Norden hochgefahren. Ist schöner als erwartet dort....




 Am Samstag wurde das Wetter dann top und ich habe mich mit Kati nach Asuka aufgemacht. Dort, in der Yamato-Ebene, ist vor 1500+ Jahren quasi die japanische Kultur entstanden. Komplett mit Höfen, Palästen und legendären Kaisern. Heute ist dort hauptsächlich viel Natur und einige schöne traditionelle Tempelanlagen wie der Oka-dera oder ein Dolmengrab zu sehen. Das ganze Gebiet um Asuka-mura herum ist quasi ein riesiger Kulturpark. Beim nächsten mal leihe ich wohl auch - wie alle Japaner dort - ein Rad, denn das Gebiet ist recht flach und äußerst weitläufig.






Nach Asuka Schrein und Tempel sind wir aufgestiegen zum Oka-dera und durch das Dorf Asuka zum Steingrab gegangen. Danach gings zurück zum Bahnhof, über Felder und so.



 

 

 

 
 
War schön! Kati ist auch so ein Geschichts-Superhirn, also lerne ich auch immer einiges wenn ich mit ihr unterwegs bin. ;-) Auf jeden Fall, Tags drauf war ich noch gut drauf und bin dann gleich mit dem Rad über die Berge nach Ôtsu gefahren, um dort den Mii-dera zu besuchen. Eine gute Entscheidung! Der Mii-dera ist eine der größten und definitiv schönsten Tempelanlagen Japans. Er kuschelt sich mit seiner Pagoda an die waldbedeckten Berge und ist trotzdem ganz in der Nähe vom Biwa-See und auch vom heiligen Berg Hiei. Ein toller Kontrast! Der Tempel gehört zur Tendai-Sekte, also esoterischer Buddhismus und damit unglaublich kompliziert. Aber man kann auch einfach nur die Schönheit geniesen, völlig ausreichend! Auf dem Weg nach Ôtsu habe ich vorher noch einige Stops eingelegt, um mir ein paar Schreine und Schilder am Tokkaidô, der historischen Straße von Kyôto ins damalige Edo, anzuschauen. Nationalstraße 1 geht ja von Osaka, Kyoto bis nach Tokyo. Mit dem Mamachari schaffe ich das zwar nicht, interessant ist es trotzdem.











Am Montag habe ich dann noch eine Radtour durch Yamashina, Uji und den Osten Kyotos gemacht. Auf dem Weg lagen unter anderem der Kajû-ji in Yamashina, Mr. Donut und das große Kintetsu-Kaufhaus (Momo) in Rokujizo, einige kleine Schreine auf dem Weg (z.b. Hachiman-gu) und als Highlight das Grab von Kaiser Meiji und das komplett aus Zement neu errichtete Fushimi-Momoyama Schloss von Toyotomi Hideyoshi.









Abschließend noch ein kleiner Ausflug zum Kurodani, direkt neben der Uni auf meinem Heimweg. Berühmt ist der Tempel für sein riesiges Eingangstor, dass aber, wie gefühlte 98% aller Dinge in diesem Lande, gerade aufwändig restauriert und deswegen nicht einzusehen ist.






In diesem Sinne: dieses Wochenende ist gutes Wetter angesagt, mal schauen was sich nettes ergibt.